Der Weg ist das Ziel: Dieses Motto gilt es beim Pilgern zu ehren. Zu den mentalen Herausforderungen einer Pilgerreise gehört es, das Gehen auf dem Jakobsweg als Selbstzweck zu begreifen und nicht als Mittel zu sehen, möglichst schnell zu einer bestimmten Etappe oder an ein bestimmtes Ziel zu gelangen. Der Unterschied zwischen Wandern und Pilgern liegt damit in der religösen oder spirituellen Intention und dem Bestreiten eines längeren Weges über mehrere Tage oder Wochen, um an einen sogenannten Wallfahrtsort zu gelangen.

In den letzten Jahren sind es immer mehr geworden. Sie legen Kilometer um Kilometer auf markierten Wegen zurück, übernachten bevorzugt in Kirchen, Pfarrhäusern und anderen (Jugend-)Herbergen und haben meist ein ganz besonderes Stück Papier im Rucksack – den Pilgerpass. Völlig klar, die Rede ist hier von Pilgern. Ganz egal, was nun die individuellen Beweggründe für solch eine Pilgerwanderung sein mögen: es zieht mehr und mehr Wanderer auf die Jakobswege, die auch Sachsen-Anhalt und das Geiseltal durchziehen.

Der Jakobsweg zum dritten großen Pilgerziel der Christenheit – Santiago de Compostella – berührt gleich auf drei Routen den Geiseltalsee mit seinen phantastischen Panoramen. Weiter nach Freyburg führend treffen diese Wege in der Stadt Mücheln zusammen, die seit 1463 den Jakobspilger in ihrem Stadtwappen führt und deren Stadtkirche St.Jakobi nach dem Heiligen benannt ist. Die Sehnsucht, dem Mysterium Gottes zu begegnen fasziniert die Menschheit unverändert. Es ist die Attraktivität des „ganz anderen“, die unterschiedlichsten Menschen aus ihren festen Lebenszusammenhängen auf eine zeitlich begrenzte Wanderschaft lockt.

Pilgern ist ursprünglich eine religiöse Tradition zum Beispiel um die eigene Frömmigkeit oder religiöse Opferbereitschaft unter Beweis zu stellen. Unter der Kathedrale Santiago de Compostela sollen die Gebeine des Apostels Jakobus begraben liegen. Seit dem 10. Jahrhundert pilgern Gläubige dorthin. Für Christen und Christinnen ist es seitdem von Bedeutung, das Grab des Heiligen Jakobus zu berühren oder in dessen Nähe zu sein, um Trost, Segen oder Heilung zu erlangen. Im normalen Sprachgebrauch kann Pilgern außerdem das Zurücklegen einer längeren Strecke in gemächlichem Tempo zu Fuß mit einem bestimmten Ziel meinen. In der heutigen Zeit gehen viele Menschen aus nicht-religiösen Gründen auf Pilgerreise, sondern auch um dem Alltag zu entfliehen, Ruhe in der Natur zu finden und Gleichgesinnten zu begegnen.

Fernwandern auf einem Pilgerweg ist „Abenteuer light“, bei dem man weder auf schöne Naturerlebnisse, noch auf Komfort, etwas Gesellschaft, richtige Verpflegung oder ein (mehr oder weniger gemütliches) Bett verzichten muss. Auch wenn man tagsüber vielleicht in der Einsamkeit unterwegs ist, ein Pilgerweg ist im Grunde immer so eingerichtet, dass spätestens am Ende des Wandertages eine schützende Herberge auf den Wanderer wartet.

Die Jakobsmuschel, das Symbol der Pilger und Pilgerinnen, kennzeichnet sowohl die Pilgerwege, als auch die Pilgernden als solche. Sie tragen die Muschel als Anhänger am Rucksack. Während der Pilgerreise ist sie das Erkennungszeichen der Pilgernden untereinander und für andere Menschen. Mit diesem Symbol können Sie sich auf Hilfe oder ein freundliches Gespräch verlassen.

Auf dem Jakobsweg zu pilgern ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine mentale Herausforderung. Auch wenn Sie sich nicht aus religiösen Gründen aufmachen, wird Ihnen das Zurücklegen der Strecke – wie weit auch immer Sie gehen wollen – einiges abverlangen. Das tägliche Gehen kann schnell zur Erschöpfung führen, das Wetter und unvorhergesehene Ereignisse stellen den Durchhaltewillen auf die Probe. Wichtig ist deshalb neben der körperlichen Fitness eine realistische Routenplanung mit ausreichend Zeit für Erholung, damit das Pilgern zu einer bereichernden Erfahrung werden kann.

Wer die täglichen Streckenabschnitte als körperliche Anstrengung oder gar als Strafe wahrnimmt, wird schnell erschöpft sein. Wer allerdings lernt, den Weg mit Achtsamkeit zu bestreiten, immer wieder kleine Pausen einzulegen, nicht starr an Etappenzielen festzuhalten und die Landschaft und Kultur der erlaufenen Orte zu genießen, wird immer wieder Energie für den nächsten Streckenabschnitt schöpfen.

Dann kann es gelingen, durch das Pilgern neue und bereichernde Erfahrungen zu machen und die Alltagsroutine und Gewohnheiten hinter sich zu lassen. Das Pilgern eignet sich damit auch ideal für Menschen, die gerne Zeit allein verbringen möchten.

Pilgern durch das Geiseltal

Menschen, die sich für das Pilgern interessieren, fällt bei der Planung häufig zum ersten Mal auf, dass ein oder mehrere Pilgerwege direkt vor ihrer Haustüre beginnen. Dieser Umstand lässt sich gut nutzen, wenn Sie Anfänger oder Anfängerin sind. Bevor Sie zum Pilgern aufbrechen, sollten Sie Ihre Kondition zunächst auf kürzeren und längeren Wanderungen erproben. Auf einem Jakobsweg legen Pilger und Pilgerinnen Strecken von circa 15 bis 30 Kilometer am Tag zurück, das ist für untrainierte Menschen eine große Anstrengung !

Planen Sie beispielsweise für den ersten Versuch eine kurze Route, auf der Sie ein Wochenende lang pilgern können. Hierfür sind die Streckenabschnitte des Jakobswegs durch unsere Heimat ideal.

Bereiten Sie sich körperlich vor !

Ein vorhergehendes Training ist sinnvoll und hat viele Vorteile: Neben dem Kennenlernen der eigenen Grenzen und einem gewissen Trainingseffekt können Sie dabei auch Ausrüstung und Schuhwerk testen. Denn Sie sollten sich niemals mit neuem, noch nicht eingetragener Ausrüstung auf einen Pilgerweg begeben.

Das Training beginnen können Sie zum Beispiel mit Wandern, ausgedehnten Spaziergängen oder Nordic Walking. Auch für die konditionelle Vorbereitung einer Pilgerreise bietet die Region um die Geiseltalseen ideale Bedingungen. Wenn Sie 25 bis 30 Kilometer an einem Tag ohne größere konditionelle oder muskuläre Probleme zurücklegen können, sind Sie bereit, Ihren ersten Jakobswegabschnitt zu pilgern. Tasten Sie sich langsam an die Distanz heran und überfordern Sie sich zu Beginn nicht.

Wer zum ersten Mal pilgern geht, muss an vieles denken – vom Planen der Route bis zur Anschaffung der richtigen Ausrüstung. Je nachdem, wie lange Sie pilgern möchten, welche Strecke Sie auswählen und wie viel Gewicht Sie tragen können, sollten Sie sich Ihre persönliche Packliste zusammenstellen. Unverzichtbar sind wind- und wetterfester Bekleidung und gutes Schuhwerk. 

Da man zu keinem Zeitpunkt weit von einer Ortschaft entfernt sein wird, kann man sich durch Nachkauf von Proviant und Einkehren am Abend Gewicht durch das Mitführen von Verpflegung im Rucksack sparen. Damit reicht ein 40-Liter-Rucksack zum Pilgern völlig aus. Immer jedoch gilt: je leichter man unterwegs ist, desto mehr kann man Landschaft und Natur genießen und desto unbeschwerter sind die eh schon strapazierten Füße.

Seit Eintausend Jahren

Wer das Gefühl hat seine innere Mitte neu finden zu müssen, Flexibilität, Komfort und Bewegung gleichermaßen mag, der sollte sich überlegen, vielleicht einmal einen Jakobswegabschnitt zu gehen – egal, ob einen Tag oder mehrere Wochen. Die Erfahrung bestätigt, dass er als „veränderter“ Mensch zurückkehrt…..

Handkarten der Jakobswegrouten durch das Geiseltal mit dem Verzeichnis der Pilgerherbergen finden Sie auf dieser Seite zum Download.  Ebenso eine von uns empfohlene Packliste für den Jakobsweg zum Ausdrucken und Abhaken.

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