Günstige Verkehrsanbindungen (A9, A14, A38, Flughafen Halle-Leipzig, Eisenbahnnetz , Saalewasserstraße), die Lage im Herzen Mitteldeutschlands und die Chemiestandorte Buna und Leuna prägten die Vergangenheit und geben nach wie vor wichtige Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung. Zunehmend beleben die Lebensmittelindustrie, die Automobil- u. Zulieferindustrie und Logistik und Großhandel, Bio- und Recyclingtechnologie aber auch Landwirtschaft / Bioenergiewirtschaft die Wirtschaftsstruktur. Die Leipziger Messe, die Sendezentralen diverser Rundfunk und Fernsehdienste, eine Vielzahl von Multimedia/IT-Firmen und die umfangreiche Universitäts- und Hochschullandschaft runden die Attraktivität dieses Standortes ab.

Dampfbagger im Braunkohletagebau um 1895
Dampfbagger um 1895
Benzinherstellung 1930
Blick über die Autobahn 38 auf die Total-Raffinerie Leuna aus dem Jahr 2022
Leuna Raffinerie
DHL-Frachtflugzeug bei der Landung in Leipzig
DHL Leipzig

Die wirtschaftliche Entwicklung unserer Heimatregion ist eng mit den hier vorhandenen Braunkohlenlagerstätten verbunden. Durch den Einsatz moderner Großgerätetechnik ab 1905/06 gewann der Braunkohlenbergbau im Geiseltal zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung In diesem Zeitraum wurden acht große Tagebaue aufgeschlossen. An der Saale bei Merseburg in unmittelbarer Nähe zum Geiseltal siedelten sich die chemischen Großunternehmen Leuna (1917) und Buna (1936) an. Damit war die Braunkohle nicht nur Energielieferant zur Gewinnung von Zucker in den neu entstandenen Zuckerfabriken, sondern auch Rohstoffquelle für die chemische Weiterverarbeitung.

Im Zusammenhang mit dem ersten Weltkrieg überstieg die Nachfrage nach Stickstoff die Produktionskapazitäten der Fa.BASF, die mit dem über ein Monopol in der Ammoniak-Herstellung verfügte. Dieser Grundstoff ist für die Herstellung von Dünger und Sprengstoff von entscheidender Bedeutung. Begünstig durch die Nähe zum Braunkohletagebau wurde deshalb der Standort Leuna für das neue Werk ausgewählt. Mit Baubeginn im Mai 1916 und geleitet von Unternehmerlegende Carl Bosch wurde das Werk in nur neun Monaten errichtet. Bis zum Ende des Krieges produzierte man enorme Mengen Sprengstoffe. Der überwiegende Teil der Kohle wurde bis in die Nachwendezeit als Kesselkohle verstromt, als Brikettierkohle weiterveredelt zu Briketts, Kohlenstaub, Koks, sowie zur Kohlenvergasung und zur Kohlenverflüssigung genutzt. Die Kohlenverflüssigung diente aufgrund des Mangels Deutschlands an Erdölquellen der Gewinnung von Kraftstoffen, Dieselölen und Methan.

Am 1. Juli 1993 wurde die Kohleförderung im Geiseltal eigestellt, leider ohne wirtschaftliche Alternativen für die Belegschaften mit den schlüssigen sozialen Konsequenzen. Nach der Wende wurde, durch Vermittlung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, das Werk von Elf-Aquitaine in Leuna angesiedelt, und damit die nachwendeübliche lobbyistische TH-Liquidierung verhindert. Noch heute bestimmen die Unternehmen der Chemieindustrie und des Maschinenbaus die Region und bilden deren wirtschaftliches Rückrat.

Im verarbeitenden Gewerbe hat die Lebensmittelindustrie einen besonderen Stellenwert inne. Unternehmen wie Südzucker Zeitz, die frischli Milchwerk Weißenfels GmbH, Kamps Brot Ost GmbH, Tönnies Zerlegebetrieb GmbH, Kati-Backwaren Halle, die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH („Leisslinger“) und die Bad Lachstädter Heilquellen sind weit über die Region hinaus bekannt.

Die neuen Umweltgesetzgebungen bringen im verarbeitenden Gewerbe aber auch neue Zweige hinzu. So entstehen in Weißenfels, Lochau, Krumpa und Leuna neue Recycling- und Müllbeseitigungskomplexe. Hier werden in Zukunft Rohstoffe und Energie aus nationalen und internationalen Abfällen gewonnen. In anbetracht der aktuellen Rohstoff und Energiepreise ist diese Branche eine Zukunftsindustrie die gerade aus ihrem Schattendasein heraustritt.

Darüber hinaus stellt der Mitteldeutschen Raum Halle-Leipzig ein interessantes Absatz- Handels- und Kooperationspotenzial für engagierte expandierende Unternehmen dar. Es entstehen modernisierte ökonomische Verflechtungszusammenhänge, die charakteristisch für unsere Wissens- und Informationsgesellschaft sind. Die neuen innovativen ökonomischen Strukturen zeichnen sich durch den Aufbau von Zuliefer-, Produktions- und Distributionsnetzen aus, die mit Forschungskapazitäten und wissensbasierten Dienstleistungen wie Unternehmensberatung, Design, Werbung und Marketing verflochten sind. Produktivitätszuwächse wurden bisher durch große Rationalisierungen von Arbeitsplätzen und Investitionen in technische Modernisierungen erzielt. Damit steht ein ungeheures Potential an hochqualifierten Personal aller denkbaren Fachrichtungen zur Verfügung und zwei Landesregierungen die durch Fördermaßnamen und individuelle Betreuer jeden potentiellen Investor unterstützen. Ein Beispiel hierfür ist Leipzig, das zum regionalen Zentrum des Fahrzeugbaus ist geworden ist. Hier siedelten sich Porsche und BMW inclusive eines Zulieferer- und Supporternetzes an. Hierzu zählt z.B. das DHL-Luftfracht-Hub mit seinem durch die Nachtfluglizenzen in Europa einzigartigem Status. Weitere Beispiele sind die Entstehung Europas größter Photovoltaik-Kraftwerke in Krumpa und Espenhain oder die Bioethanolerzeugung in Zeitz.

Die Entstehung großer Produktions- und Entwicklungszentren in der Region wird begleitet von Forschungskapazitäten der Universität in Halle, Leipzig, der TU Merseburg und vielen weiteren teils privaten Instituten. So sind z.B. die MLU Halle und die Hochschule Anhalt in Bernburg in ein pharmazeutisches Netzwerk integriert und direkt mit der Wirtschaft verbunden. Weiterhin existieren in zunehmender Anzahl Projekte zur Entwicklung der Bioregion Sachsen-Anhalt/Sachsen (Biocity). Diese Neuorientierung soll eine Abkehr von dem Image einer Region des traditionellen Schwermaschinenbaus und der grundstofflastigen Chemieindustrie fördern und die Modernisierung der industriellen Standorte unterstützen. Die neuen zukunftsfähige Potentiale, Medien /Kommunikationstechnik /IT, Gesundheit /Biotechnologie /Medizintechnik /Life-science, Energie- und Umwelttechnik, Querschnittstechnologien und wissensbasierten Dienstleistungen werden somit von keinem „personellen Nachwuchsproblem“ bedroht sein.

Der Region Geiseltal mit ihrer neu entstandenden Seenlandschaft kommt vor diesen Hintergründen eine besondere Bedeutung (weicher Standorfaktor) als Naherholungs- und Wohnraum zu. Die Steigerung der lokalen Lebens- Freizeitqualität wird im Kampf gegen eine europäische Fachkräfteabwanderung ein wichtiges Schlüsselkriterium.

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